Stets weit entfernt

Jede Expedition über den Horizont hinaus endet mit dem Anblick des nächsten Horizonts: jenes horizontalen Bogens, der physisch weder an Land noch auf dem Meer existiert, wodurch die Expedition mit dem Anblick eines weiteren Horizonts endet. Der Reisende sieht den Kontakt zweier Sphären sehr deutlich, ist aber nicht in der Lage, sich ihr mit seinen Fingerspitzen zu nähern. Milan Kundera ließ sich davon nicht entmutigen. In dem Roman Das Leben ist anderswo schrieb er: „Es gibt nichts Schöneres als die Momente vor der Reise, die Momente, in denen der Horizont von morgen uns besucht und uns seine Versprechen gibt. Mit einem Wort, es genügt, die Richtung der Durchdringung zu ändern und statt „hin zu“: zu etwas, das in einen Nebel der Unbestimmtheit gehüllt ist, „von“ zu wandern, d.h. in die entgegengesetzte Richtung: zu sich selbst. Im Kopf werden Bilder möglich, die in der erlebten Realität unmöglich sind. Denn die Horizonte des Denkens sind unbegrenzt, erweisen sich aber als Horizonte erreichbar, sofern die von Stereotypen unbeeinflusste Fantasie es bestimmten Formen erlaubt, im Vorstellungsvermögen zu erscheinen.

Ein echter Horizont entsteht, indem die Himmelssphäre zerlegt wird in einen sichtbaren und einen von der Erde verdeckten und somit der Sicht verborgenen Teil. Der verdeckte Teil ist bereit, seinen weiten Abgrund der üppigen menschlichen Fantasie zugänglich zu machen. So ermöglicht er, dass imaginäre Phänomene, die in der realen Welt in vielen Fällen unmöglich wären, im vom Blick unerreichbaren Raum auſtreten. Dieser Raum ist weit geöffnet für konzeptionelle Schöpfungen, bis zum jeweiligen Ende, wo sie den Horizont der Ereignisse des nächsten Schwarzen Loches überschreiten. Darin gehen sowohl imaginäre Objekte wie auch reine Ideen, die kein visuelles Äquivalent haben, unwiederbringlich unter.

Forever Far

Each trip beyond the horizon ends with the view of the next horizon – this bow of the visual field that does not exist, neither on land nor at sea, is why each trip ends with yet another view of the horizon. The wanderer sees exactly the touching point of two spheres but is utterly unable to get close to it. This didn’t discourage Milan Kundera. In his novel Life Is Elsewhere he writes: “There is nothing more beautiful than the moment before a trip, the moment when tomorrow’s horizon comes for a visit and gives away its promise.” With other words, just change your direction and don’t move “towards” something enclosed in a foggy maze, but away “from” it, into the opposite direction, i.e. towards yourself. In our minds unreal images and impossible experiences can come true. The horizons of imagination will always be unlimited and will show us that even limitless horizons are within our reach – provided that fantasy, unrestricted by stereotypes, allows for the imagination of concrete forms.

The real horizon effectively exists at the very verge of the visible blue sphere where it is obscured by Earth and therefore inaccessible to our view. To illuminate the abysmal depths of this invisible part we humans have our vivid imagination. It helps us enter invisible spaces and invent phenomena that would in many instances be impossible in the real world. These spaces are wide open to conceptual creativity until in the end, a black hole appears at the event horizon. Here everything comes to an end: imaginary objects as well as pure ideas that don’t have a visual component.